Das Berliner Garage-Duo CAVA besteht aus Gitarristin Peppi Ahrens und Schlagzeugerin Mela Schulz. Gefunden haben sie sich über den von dem deutschen Indie/Rock-Duo Gurr kuratierten Instagram-Kanal „We formed a Band“, der sich vor allem an junge Frauen oder Flinta-Personen wendet, die zusammen Musik machen wollen. Nur um dann festzustellen, dass sie auf derselben Straße in Berlin wohnen und auch dieselbe Stammkneipe haben. Nach ihrem im Frühjahr 2023 erschienenen Debütalbum „Damage Control“ melden sich CAVA im November 2024 mit ihrem zweiten Album „Powertrip“ lautstark, rotzig und energiegeladen zurück. Und wie ein unsachgemäß geöffneter spanischer Schaumwein (Cava) fliegt einem dieser Sound um die Ohren.
Now we’re in control, we want the power
Textausschnitt aus „Contra“
And when you talk, we just talk louder
Nachdem CAVA bereits Bands wie IDLES, Sleaford Mods und The Beatsteaks als Support begleitet haben, veröffentlicht das Duo nun mit „Powertrip“ sein zweites Album – inzwischen beim Hamburger Label Buback Tonträger unter Vertrag. Wie schon auf dem ersten Longplayer wettern die beiden mit viel Fuzz, Distortion und energetischen Drums gegen Patriarchat, Sexismus und Kapitalismus. Rockbands, die nur aus zwei Personen bestehen und dennoch in der Lage sind, mächtig Druck zu machen, faszinieren ohnehin. Gerechterweise muss man jedoch einräumen, dass CAVA auf „Powertrip“ zeitweise von „Galgo“ am Bass unterstützt werden. Wie auch immer: Das Duo zelebriert einen wüsten Mix aus Garage Punk und Rock ’n’ Roll, wie man ihn aus den besten Riot-Grrrl-Zeiten kennt.
Fuzz, Distortion und energetische Drums
Mit unfassbarer Energie und spürbarem Spaß schleudern die beiden Musikerinnen uns ihre angepissten Botschaften um die Ohren. Ein Sound, der unweigerlich Lust auf ihre explosiven Live-Auftritte macht, bei denen sie übrigens auch ohne Bass mächtig abräumen. Eine größere Tour zum Album ist bereits für Anfang 2025 geplant. Doch zum Glück lassen sich die 14 neuen Songs auch zu Hause schon ausgiebig feiern. Und zwar extra laut! Denn die cleveren bis simplen Texte laden dazu ein, sie lauthals mitzugrölen und ungezügelt dazu zu hüpfen: „Free fucking world / You can get, what you want“. Oder auf „Piss“: „I need to piss / But I can’t afford / The fifty cents“. Mit ihrer wilden Rohheit und dem schlichten Geschrei scheinen die Musikerinnen bewusst darauf zu verzichten, ihr volles Potenzial auszuschöpfen. Sie wollen schnell, direkt und unerbittlich auf den Punkt kommen, dabei schön verknarzt und dreckig klingen – und das gelingt hervorragend.
Von dem selbsterklärenden „Burn Your House Down“ bis zum galoppierenden „No Voice“ zieht sich eine durchgängige, wütende Verzweiflung, die sich auf diesem Album kathartisch entlädt. Zu viel katalonischer Schaumwein steigt nicht nur in den Kopf, sondern führt manchmal auch zu einem mächtigen Kater, wie man weiß. Egal – diese wunderbare Garage-Punk-Platte aus Berlin perlt ungemein. Selten klang Angepisstsein so mitreißend. Leider überschreiten nur wenige Songs die Zwei-Minuten-Grenze, und so ist das 14-Track-Album schnell durchgehört. Doch dafür gibt es ja die Repeat-Taste – und die Party beginnt von vorn.