Das Augsburger Trio Das Format besteht aus Sänger und Gitarrist Bruno Tenschert (bekannt als Herr Polaris), Bassist Maximilian Stephan (u. a. Carpet) und Drummer Maximilian Wörle, der zudem als Produzent und Sound-Engineer tätig ist. Soundmäßig bewegt sich die Band im breiten Spektrum des Post-Punk mit gelegentlichen Ausflügen in noisige Gefilde. Man könnte für diesen Sound auch das alte Etikett „No Future“ bemühen, wäre er nicht so fest im Hier und Jetzt verankert. Die Melange aus deutschsprachigen Texten und dem nervös-düsteren Sound lässt Vergleiche mit Bands wie Die Nerven, Karies oder auch den frühen Messer zu.
Die Kunst liegen zu bleiben und nicht daran zu scheitern
Textausschnitt aus „Liegen lernen“
Die Kunst einfach zu sein und einfach einfach zu bleiben
Das selbstbetitelte Debüt von Das Format erscheint am 22. November 2024 über PaulaPaulPlatten, das bandeigene Label, das die Augsburger im Sommer 2024 in enger Zusammenarbeit mit dem Label duophonic eigens gründeten. Überhaupt entsteht das ganze Album in Eigenregie: Aufgenommen und produziert wurde es von Schlagzeuger Maximilian Wörle, das Artwork stammt von Bassist Maximilian Stephan. Für das Mastering konnte die Band einen alten Vertrauten gewinnen: Dimi Conidas sorgt für einen tiefen, realistischen Sound, der die düstere Atmosphäre des Albums perfekt einfängt. Wummernd und treibend startet das Album mit „Liegen lernen“, das eine mitreißende Melodie schafft und gelegentlich in kurze Death-Metal-Sequenzen ausbricht, die Gitarrist und Vokalist Bruno Tenschert mit tiefen, gutturalen Growls intensiviert. Höchst dynamisch und rhythmisch zeigt sich auch das folgende Stück „Deine Mutter“. Beginnend mit ruhigen, versöhnlichen Gitarrenriffs und wummernden Drums, steigert sich der Song gegen Ende zu einem krachigen, noisigen Punksong mit sägenden, angezerrten Gitarren. Danach schieben die Augsburger mit „Wir wären nicht wir“ eine schnelle, anderthalbminütige Punkrock-Nummer hinterher. Versöhnlicher wird es mit „Lichtmaschine“ nicht. Düster schleppt sich der Track durch eine Wall of Noise. Was einst funktionierte, verwandelt sich in etwas Dysfunktionales und Unverständliches: „Die Lichtmaschine, sie erklärt mir die Welt / Die funktioniert nicht mehr so, wie sie funktioniert hat.“
Doppelbödige Sinnhaftigkeit
Im folgenden „14:30“ beschreibt die Band den Zustand einer antithetischen Beziehung: „Du bist 14:30, ich bin halb drei / Du bist wie Urlaub, ich will in Ferien.“ Man könnte den Song auch als eine Hommage an Rio Reiser verstehen. Die Lyrics kommen schlicht und direkt, aber unverhohlen doppelbödig daher. Oberflächlich betrachtet geht es oft um persönliche, intime Empfindungen, unter denen jedoch politische und gesellschaftliche Missstände lauern – wie in „Unzufrieden“, einem eingängigen New-Wave-Track mit der klaren Botschaft: „Bin unzufrieden mit meiner Zufriedenheit.“ Auch „Therapiestunden“ beginnt düster-wavig und treibt gegen Ende zielsicher in Chaos und Wahnsinn, den der Folgetrack „Panorama Restaurant“ aufgreift und perfekt in treibenden Noise überführt. Am Ende wird es dann doch noch ein wenig poppig. Mit dem kleinen Hit „Lösung“ schrammelt sich die Band knapp am derzeit vorherrschenden, belanglosen Deutschpop vorbei: „Wenn das deine Lösung ist / Will ich mein Problem zurück.“ Das Debüt von Das Format ist laut, wütend, mal tanzbar, mal meditativ – es rumpelt und groovt. Ein Debüt, das Großes verspricht. Man darf gespannt sein, wie das Trio aus Augsburg die Fäden weiterspinnt.