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Goat

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Medicine

Mas­kie­rung und Ver­klei­dung sind auch in der Musik­szene längst im Main­stream ange­kom­men. „The Resi­dents“ aus San Fran­scico waren mit die ers­ten, das fran­zö­si­sche Duo „Daft Punk“ sicher nicht die letz­ten Masken-Musiker*innen. Mas­ken mögen als Flucht vor Publi­city die­nen, als bewusste Abkehr vom Per­so­nen­kult. Oder aber sie gehö­ren ein­fach zum Kal­kül, denn über die Mas­kie­rung und die dar­aus ent­ste­hen­den Mythen und Geheim­nisse bekom­men diese Künstler*innen letzt­end­lich eine grö­ßere Publi­city und errei­chen wie „The Resi­dents“ einen gewis­sen Kult­sta­tus. Die schwe­di­sche Expe­ri­men­tal­pop­band Goat setzt eben­falls seit ihrem Debüt­al­bum „World Music“ von 2012 die­ses Ver­steck­spiel gezielt ein: Sie ver­ber­gen ihre Iden­ti­tä­ten stets hin­ter bizar­ren Kos­tü­men und Mas­ken. Nach eige­nen Anga­ben stam­men sie aus dem 500-See­len-Dorf Kor­pi­lom­bolo nahe dem Polar­kreis in der Region Nor­bot­ten, über­prü­fen lässt sich die­ser selbst gestrickte Mar­ke­ting-Mythos nicht. Als gesi­chert gilt, dass Goat aus drei fes­ten Mit­glie­dern besteht, wobei diese live von wei­te­ren Musiker*innen aus Göte­borg ver­stärkt wer­den. Musi­ka­lisch springt Goat recht wild zwi­schen Psy­che­de­lic-Rock, Post-Punk und World­beat hin und her. Ansons­ten baut die Band eine zur Musik pas­sende Mytho­lo­gie aus Ein­öde, Voo­doo, Scha­ma­nis­mus und viel Spi­ri­tu­el­lem auf, zuwei­len wirkt das dann aller­dings auch arg esoterisch.

Goat, Medicine

Goat

Medicine

Ver­öf­fent­licht: 13. Okto­ber 2023 
Label: Rocket Recor­dings

We’ll die, and our valuable information
Still makes no sense
What shall I make of this?
It has no end

Text­aus­schnitt aus „Join the Resistance”

Ein Jahr nach Ver­öf­fent­li­chung des letz­ten Goat-Albums „Oh Death“ erscheint nun der Nach­fol­ger „Medi­cine“ auf Rocket Recor­dings. Der Sound die­ses neuen Albums ist ein groo­ven­der Trip aus Afro­beat, Kraut­rock, Funk und 70s-Pro­gres­sive-Rock und ori­en­tiert sich an schwe­di­schem Seven­ties Prog Rock und Folk. Und wie alle Alben der mys­te­riö­sen Schwe­den kreist auch die­ses Album um die Ver­gäng­lich­keit im Leben, das Ver­schwin­den, Tod und Rituale. Und so mys­te­riös sich die Band gibt, so vage und nicht greif­bar umschreibt das Kol­lek­tiv seine Musik: „We often talk about how all music is world music and all other gen­res are old fashio­ned. All you can hear is the uni­ver­sal simi­la­rity bet­ween all music. The music from some old cult in nor­t­hern Swe­den can be the same as the music from whe­re­ver.” Und so hat auch diese Medi­zin einen leicht bit­te­ren Bei­geschmack. Denn so gerne man sich dem gerad­li­ni­gen Psy­che­de­lic-Rock und den Sitar-geschwän­ger­ten Groo­ves hin­gibt, gele­gent­lich ist es dann doch zuviel des Back-to-the-Hip­pie-Free­doms und der Anspie­lun­gen auf die Psych-Folk-Szene der 70er mit all den Flö­ten- und ver­zerr­ten Gitar­ren­klän­gen. Aber den­noch: Mir gefällt die­ses Album mit sei­nen sanf­ten Tri­bal-Groo­ves. „I Became the Unem­ploy­ment Office“ bei­spiels­weise, das in bes­tem psy­che­de­li­schem Rock-Flow-Sound so klas­sisch wie zeit­los vor sich hin mäan­dert, oder das tran­cige „TSOD“ mit sei­nem melo­diö­sen Gesang beglei­tet von Sitar-Klän­gen, das wie George Har­ri­son auf Acid klingt. Und da ist noch das wun­der­bar trei­bende und erdige „Join the Resis­tance“, des­sen Ori­gi­nal von den in Göte­borg behei­ma­te­ten Gås ein­ge­spielt wurde, bei denen es sich mög­li­cher­weise ja um die glei­chen Musiker*innen han­delt. Auch der trei­bende Folk-Rock von „Vakna“ weiß zu begeis­tern. Es geht sehr psy­che­de­lisch zu, sehr wabernd, mit viel Wah-Wah-Gitar­ren und Flö­ten, da kann ich ver­ste­hen, wenn man sich hier kopf­schüt­telnd abwen­det. Die Medi­zin von Goat hilft eben nicht allen und jeder­zeit, bei mir hin­ge­gen wirkt sie!