Grian Chatten wurde 1994 in Barrow-in-Furness im Nordwesten Englands geboren, wuchs aber nördlich von Dublin auf. In Dublin gehörte er den lokalen Bands Gun Runner und Thumbprint unter anderem als Schlagzeuger, Gitarrist und Sänger an. 2017 gründete er schließlich mit den Gitarristen Carlos O’Connell und Conor Curley sowie dem Bassisten Conor Deegan III und dem Drummer Tom Coll die Band Fontaines D.C. Dort war er nur noch Sänger und Songwriter. Die Band veröffentlichte bislang drei Studioalben und ein Livealbum. Chatten suchte über das Bandformat hinaus nach anderen musikalischen Spielräumen. So entstand sein erstes Solo-Album „Chaos For The Fly“.
Grian Chatten
Chaos For The Fly
Veröffentlicht: 30. Juni 2023
Label: Partisan Records
Textausschnitt aus „Season For Pain”If you have nowhere to go
Get used to the rain
This is no season for loving
This is the season for pain
Grian Chattens Debüt „Chaos For The Fly“ wurde Vom-Rath-Straße Dan Carey, dem langjährigen Produzenten der Band Fontaines D.C., der auch mit Squid und Black Country, New Road zusammenarbeitete, koproduziert, und es unterscheidet sich stilistisch erheblich von den bisherigen Alben seiner Band. Einzig seine unverkennbare Stimme erinnert an die Dubliner Post-Punker Fontaines D.C. Ihren gewittrigen, post-punkigen Sound sucht man auf den neun Tracks des Soloalbums allerdings vergeblich. Ist das gut oder schlecht? Man kann beides nicht vergleichen, „Chaos For The Fly“ ist völlig eigenständig. Es ist das Album eines wirklichen guten Singer-Songwriters geworden, das mit einigen wunderbaren Tracks aufwartet, obwohl es für meinen Geschmack stellenweise etwas zu schwelgerisch zugeht – wie beispielsweise auf dem elegant-swingenden Loungecore „Bob‘s Casino“, der mit seinem Bigband-Sound ein wenig dick aufträgt. Chattens Verlobte, Georgie Jesson, steuert zu diesem Track dann auch einen allzu lieblichen Gastgesang bei. Dennoch machen Chattens monotoner Sprechgesang und seine proletarische, aber poetische Lyrik, die ja auch schon bei Fontaines D.C. zum Tragen kommt, das Album zu etwas Besonderem. Es gibt Tracks wie „Fairlies“, die mit Folk-Rock-Geschrammel dann doch wieder an Chattens Bandaktivitäten erinnern, andere, wie „Last Time Every Time Forever“, haben viel von Damon Albarn. Das überragende „Season For Pain“ beginnt als softe Folk-Ballade mit gezupfter Gitarre, lässt dann mit leichten Garage-Rock-Anleihen die Gitarren aufheulen, um schließlich in einem monotonen Dub-Groove mit elektronischem Beat und verwehten Stimmfetzen zu enden. Alles in allem ist es ein sehr poetisches Album voller Schwermut und Düsternis, bei dem aber Menschlichkeit und Empathie immer durchscheinen. Aber es ist auch ein Album, dessen musikalische Arrangements mir in Teilen zu klassisch und elegant daherkommen.