Steve Albini war vieles — auch ein leidenschaftlicher Sammler von Raritäten aus der Musikszene. Jetzt werden die Gegenstände wöchentlich über eine Website zum Verkauf angeboten.
Steve Albini war vieles: kompromissloser Soundtüftler, die Stimme und Gitarre der Noise-Bands Shellac und Big Black, Leitfigur der DIY-Szene, begeisterter Pokerspieler – und leidenschaftlicher Sammler von Underground-Kultur. Jetzt, ein Jahr nach seinem plötzlichen Tod im Mai 2024, wird seine umfangreiche Sammlung nach und nach öffentlich gemacht – auf der Website Steve Albini’s Closet, einem wöchentlich aktualisierten digitalen Nachlassverkauf.
Jeden Freitag neue Schätze
Was dort angeboten wird, ist kein banales Fan-Merch, sondern ein faszinierender Blick in Albinis persönliche Schatzkammer: rare Vinyls, obskure Bücher, selbstbedruckte T‑Shirts aus der goldenen DIY-Ära, Cassetten, CDs, Zines, Art Prints – und „mysteriöse Schnäppchen“, wie es auf der Seite augenzwinkernd heißt. In den kommenden Wochen sollen auch Konzertposter, alte Flyer, Awards und sogar Poker-Accessoires hinzukommen. Wer zuerst klickt, kauft zuerst – und das mit Echtheitszertifikat vom Szene-Kenner Byron Coley (Forced Exposure), der den Verkauf kuratiert.
Ausverkauft in Rekordzeit
Die erste Verkaufswelle? Bereits vergriffen. Darunter: das Mastertape der amerikanischen Post-Metal-Band Neurosis „A Sun That Never Sets“, persönliche Plattenexemplare von Dead Moon, Can, Elvis Costello, Buzzcocks und unzähligen weiteren Künstler*innen, die Albini respektierte – oder die ihm einfach viel bedeuteten. Laut Website dürften rund 4.000 Objekte aus seinem Archiv in den kommenden Monaten veröffentlicht werden. Jeden Freitag gibt’s ein neues digitales Schaufenster – bis voraussichtlich Ende 2025.
Albini, der Anti-Produzent
Albini war nie ein typischer Produzent. Er selbst nannte sich lieber „Recording Engineer“, was zu seinem Ethos passte: kein Bullshit, keine Kompromisse, keine Gier. Zu seinen ikonischen Aufnahmen zählen Nirvanas „In Utero“, PJ Harveys „Rid of Me“, Joanna Newsoms „Ys“ oder auch Cloud Nothings’ „Attack on Memory“ – Alben, bei denen der rohe Sound genauso wichtig war wie das, was gesagt (oder geschrien) wurde. „To All Trains“, das letzte Album von Shellac, erschien eine Woche nach Albinis Tod – und ist bereits jetzt ein posthumes Statement.
Poker, Punk, Prinzipien
Neben Musik und Technik hatte Albini noch eine weitere Leidenschaft: Poker. Und nicht nur auf Clubniveau – er gewann zwei World Series of Poker-Goldarmbänder. Auch diese Seite seines Lebens ist in seiner Sammlung dokumentiert. Kein Wunder also, dass auch Pokerchips und Pokertische bald im Shop landen könnten. Die Stadt Chicago ehrte ihn im Sommer 2024 mit dem „Steve Albini Way“ vor seinem Studio Electrical Audio – einem Ort, an dem mehr Geschichte aufgenommen wurde, als viele Musikszenen je erlebt haben.
Steve Albini’s Closet ist kein Merchandise-Verkauf. Es ist ein Archiv. Eine Hommage. Und für Fans und Sammler*innen eine Einladung, einem der eigenwilligsten und einflussreichsten Köpfe der alternativen Musikgeschichte noch ein Stück näher zu kommen. Nur eben nicht auf Platte – sondern auf Shirt, Tape, Papier. Reinschauen lohnt sich: stevealbiniscloset.com – jeden Freitag. Nur solange der Vorrat reicht.
