The Catenary Wires sind eine britische Indiepop-Band, die 2014 von Amelia Fletcher und Rob Pursey gegründet wird– beide spielten zuvor in legendären DIY-Pop-Bands wie Heavenly, Talulah Gosh und Tender Trap. Seit der Veröffentlichung ihres zweiten Albums „Til The Morning“, im Juni 2019 bei Tapeten Records erschienen, hat sich das Duo mit Andy Lewis am Bass, Fay Hallam an Gesang und Keyboards und Ian Button am Schlagzeug zu einer echten Bandformation erweitert. Mit ihrem reduzierten, aber emotional tiefen Sound, ihrem melancholischem Gitarrenpop und 60s-Harmonien, mit ihren verträumten Melodien und introspektiven Texte entwickeln sie sich zu einem kleinen Juwel der Indie-Musikszene.
Der britische Dichter und Autor Paul Millicheap (geboren am 14. Juni 1970) avanciert unter dem Namen Brian Bilston zum „heimlichen Hofdichter des Internets“ – ein Poet, der durch seine originellen, oft humorvollen Gedichte auf Twitter und Instagram Kultstatus erlang. Mit Wortspiel, Gesellschaftskritik und einer Prise Alltagskomik schreibt er Gedichte, die zugleich zugänglich und tiefgründig sind. Neben mehreren Gedichtbänden wie You Took the Last Bus Home oder Alexa, What Is There to Know About Love? verfasst er auch Romane. Er gilt als Sprachrohr des ironischen Alltagsverstandes in einer digitalen Welt.

Brian Bilston & The Catenary Wires
Sounds Made By Humans
Veröffentlicht: 9. Mai 2025
Label: Skep Wax
Textausschnitt aus „Out of the Rain”
The days have changed now but I keep that one apart.
I carry it with me, tattooed on my heart.
The Guinness. Your wet hair. The dress that you wore.
Such a beautiful day for a nuclear war.
Eine Kollaboration der besonderen Art: Der erfolgreiche Twitter-Poet Brian Bilston und die legendäre britische Indiepop-Band The Catenary Wires präsentieren mit „Sounds made by humans“ ein ungewöhnliches Werk – kein Spoken-Word-Album, keine bloße musikalische Lesung, sondern ein echtes Popalbum mit Haltung, Humor und jeder Menge Gefühl.
Eine außergewöhnliche Kollaboration
Die zwölf Songs – plus ein Hidden Track – basieren auf Gedichten von Bilston, die Rob Pursey vertont und gemeinsam mit The Catenary Wires kunstvoll, aber nie verkopft, eingespielt hat. Mal übernimmt Bilston selbst das Mikrofon – meist sprechend, mit charmantem britischem Akzent –, mal singen Amelia Fletcher oder Rob Pursey. So verschmelzen Sprache und Musik zu einem kleinen Gesamtkunstwerk – oder wie das Album selbst sagt: „Sounds made by humans“.
Klang gewordene Poesie
Musikalisch bewegt man sich zwischen Postcard-Romantik und zartem Twee-Pop, zwischen der luftigen Verspieltheit von Stereolab und dem schrammeligen DIY-Sound des Flying Nunn Labels . Songs wie „Out of the Rain“, „Compilation Cassette“ oder „Every Song On The Radio Reminds Me Of You“ sind bittersüße Indieperlen für alle, die einst Mixtapes gegen Liebeskummer bastelten – oder hofften, damit Herzen zu erobern. Bilstons Texte treffen mit feinem Humor und großer Zärtlichkeit ins Herz. Sie sind politisch, verspielt, tiefgründig – manchmal alles zugleich. Zitate wie „When I die, I will be the scattered ashes that blind the eyes of racists and fascists“ oder die Szene einer verwitweten Tänzerin, die sich mit Wehmut an die alten Tanzpaläste erinnert, zeigen, wie viel Witz, Emotion und Tiefe in diesen Versen steckt – und wie sie durch Musik neue Resonanzräume bekommen.
Protest in Popform
In „31 Rules for Midlife Rebellion“ stellt sinnige Regeln auf: „Avoid the lure of Mumford and Sons.“ oder – „Do not sign up for Amazon Prime“. Der Song ist ein augenzwinkerndes Manifest für die zweite Lebenshälfte und mit Hinweis „Never ever follow rules“ . In „As I Grow Old I Will March Not Shuffle“ plant ein entschlossener Rentner, die Welt mit dem Rollator zu retten. Diese Lieder sind keine bloßen Reimspielereien – sie sind poetischer Protest im Popformat. Leise ironisch, klar positioniert und immer liebevoll beobachtet.
Zwischen Herzschmerz und Hightech-Einsamkeit
Natürlich hat „Sounds made by humans“ auch seine leisen, nachdenklichen Momente. „My Heart Is A Lump Of Rock ist eine zärtliche Ballade über gebrochene Herzen – geologisch exakt, emotional entwaffnend. „She’d Dance“ bringt stille Trauer und Erinnerung auf den Punkt. Und „Alexa, What Is There To Know About Love?“ ist ein moderner Klassiker über technisierte Einsamkeit – irgendwo zwischen den Shangri-Las und Radiohead.
Poesie und Pop in perfekter Balance
Was dieses Album so besonders macht, ist die Gleichwertigkeit von Text und Musik. Es ist kein Pop mit lyrischem Anstrich und keine Lyrik mit Gitarrenbegleitung – sondern eine echte Symbiose. Der Spagat zwischen Witz und Wehmut gelingt mühelos, politische Spitzen wirken nie plakativ, und selbst banale Alltagsthemen werden kunstvoll zu kleinen Hymnen verarbeitet.
Für alle, die noch träumen
„Sounds Made By Humans“ ist ein Geschenk für Ex-Indiekids mit grauen Schläfen, für Lyrikliebhaber mit Popvergangenheit – und für alle, die sich gerne hin und wieder wegträumen. Ein Album voller kleiner Pophymnen zum Mitsummen und Mitdenken. Warm, zugänglich – und zutiefst menschlich.