Dynamischer Post-Punk aus Irland

The Clockworks

13. Juli 2023 • Bumann & Sohn, Köln

Regel­mä­ßig schaue ich mir die Rubrik „Wir ver­lo­sen…” der Köl­ner Stadt­re­vue an. Im Februar die­ses Jah­res bin ich so an die Kar­ten für A Place to Bury Stran­gers gekom­men, nun habe ich Kar­ten für die iri­schen Post-Pun­ker The Clock­works gewon­nen, die ihre Base mitt­ler­weile in der Post-Punk-Metro­pole Lon­don haben. Spie­len wer­den sie in mei­nem Lieb­lings­club in Köln: Im Bumann & Sohn in Ehren­feld. Spon­tan kann ich auch noch Oli­ver als Beglei­tung gewin­nen. Die Vor­zei­chen ver­spre­chen also einen gelun­ge­nen Konzertabend.

Vor Ort betritt dann rela­tiv pünkt­lich ein jun­ges Rock-Quar­tett die kleine Bühne und nach kur­zer Ori­en­tie­rung stel­len wir fest, dass dies wohl die Vor­band sein muss. Sie stel­len sich als „Ponte Pilas“ vor — der Band­name ist her­ge­lei­tet von einer spa­ni­schen Rede­wen­dung, die auf deutsch so viel heißt wie „Halte durch“ oder „Gib dir einen Ruck“. Seit 2017 macht die in Ber­lin ansäs­sige Band, bestehend aus dem schot­ti­schen Front­mann Calum Bol­land (Gitarre und Gesang) und den Ecua­do­ria­nern Daniel Rivera (Schlag­zeug), Ismael Rivera (Gitarre) und Ale­jan­dro Itur­ralde (Bass), leicht tra­shi­gen Rock‘n‘Roll mit mit einer guten Prise Punk. Auf der Bühne sind sie ent­spre­chend ener­gie­ge­la­den und mit­reis­send und haben bereits nach den ers­ten Stü­cken das Publi­kum voll im Griff, nicht zuletzt auf­grund ihres cha­ris­ma­ti­schen Front­mans und der gewag­ten Moves des Bas­sis­ten. Bei allem set­zen sie mit dem wun­der­bar tanz­ba­ren Song „San Igna­cio“ ihrem musi­ka­li­schen Hel­den Iggy Pop ein klei­nes, leuch­ten­des Denk­mal, aber auch die ande­ren Songs sind über­zeu­gend und machen Spass. Und nach gut einer hal­ben Stunde ist das Publi­kum in Stim­mung und bereit für die Party mit dem Hauptact.

The Clock­works sollte eigent­lich im Dezem­ber 2022 spie­len und man spürt förm­lich, wie heiß die Band ist, jetzt end­lich auf­tre­ten zu kön­nen. Schon bei den ers­ten Gitar­ren­tö­nen und dem gleich metro­no­misch los­häm­mern­den Schlag­zeug ist klar, die Jungs aus Gal­way sind vol­ler Ener­gie und Spiel­freude. Front­man und Sän­ger­Ja­mes McGre­gor wird auch nicht müde zu beto­nen, wie froh er ist, wie­der auf der Bühne zu ste­hen, und wie dank­bar er dem begeis­ter­ten Publi­kum ist. Immer wie­der betont er: „I really app­re­ciate“. Aber auch Damian Grea­ney am Schlag­zeug, Sean Con­nelly an der Lead­gi­tarre und Bas­sist Tom Free­man sind in Top­form. Es ist eine bril­lante, ener­gie­ge­la­dene Show vol­ler Inten­si­tät, ein Ban­ger folgt dem ande­ren. Und so dau­ert es auch nicht lange, bis das vom Sup­port weich­ge­rockte Publi­kum in Bewe­gung kommt und hef­tig los­pogt. Und da gefühlt alle mit­ma­chen, gibt es im sehr gut gefüll­ten Bumann keine Platz­angst. Einer der Höhe­punkte des Sets ist sicher­lich die im Sep­tem­ber ver­öf­fent­lichte Sin­gle „Adver­tise Me“, ein Track, der auch beim Publi­kum beson­ders gut ankommt, und ein­mal mehr beweist die Crowd, wie text­si­cher sie ist, es wird laut­hals mit­ge­sun­gen und wild vor- und zurück­ge­sprun­gen. Eben­falls über­wäl­ti­gend: „Can I Speak To A Mana­ger“ mit einem wun­der­bar stoi­schen Bass, das trei­bende „Feels So Real“ oder „Stran­ded in Stan­sted“, das klingt, als hätte Arcade Fire den Punk ent­deckt, schnell und dre­ckig aber den­noch unge­mein prä­zise. Nach gut einer Stunde ist die­ses groß­ar­tige Spek­ta­kel vor­bei. Lei­der gibt es am Ende keine Zugabe, aber ande­rer­seits sind wir alle gut durch­ge­schwitzt und brau­chen drin­gend ein wenig fri­sche Luft. Also nichts wie raus in den klei­nen, net­ten Bier­gar­ten des Bumanns…