The Folk Implosion ist eine US-amerikanische Indie-Rock- und Low-Fi-Band aus Massachusetts. Den Bassisten Lou Barlow kennt man von seiner Zusammenarbeit mit J Mascis bei der Band Dinosaur Jr.. Um seine eigenen Songideen verwirklichen zu können, gründet Barlow mit Drummer Eric Gaffney das Bandprojekt Sebadoh. Anfang der 90er Jahre gehört die Band zusammen mit Pavement, Dinosaur Jr. und Sonic Youth zur Speerspitze des Indie-Rock. Ähnlich wie der Musiker Barlow selbst sind auch Sebadoh nahezu vergessene Helden dieser Ära – ebenso wie sein weiteres Projekt: The Folk Implosion – in Anspielung auf The Jon Spencer Blues Explosion. Entstanden ist The Folk Implosion 1993 als gemeinsames Songwriting- und DIY-Aufnahmeprojekt von Barlow und John Davis. Nach einem Album und ein paar Singles kommt 1995 ein unerwarteter Erfolg. Für den US-amerikanischen Spielfilm „Kids“ (1995) des Kultregisseurs Larry Clark werden die beiden mit dem Soundtrack beauftragt. Der Film beschreibt die Jugendkultur im New York der 1990er Jahre. Hip-Hop, Skateboard, Partys, Drogen und Sex, aber auch die AIDS-Problematik bestimmen die Handlung des Films. Der zentrale Song „Natural One“ wird zu einer echten Hit-Single. Es folgen noch drei weitere Alben: „Dare to be Surprised“ (1997) auf Communion, „One Part Lullaby“ (1999) auf dem Major-Label Interscope und 2002 das Album „The New Folk Implosion” auf Domino Records.
given an image of what what u want
Textausschnitt aus „The Fable and the Fact“
no time give me time to make it real
too late, too slow, then we’re gone
Totgeglaubte leben länger: Nach über 20 Jahren veröffentlicht The Folk Implosion über Joyful Noise ein neues Album: „Walk Thru Me“. Der Titel geht zurück auf ihre Debütkassette „Walk Through This World with the Folk Implosion“. Und wie damals schon sticht auch bei diesem selbstreferenziellem Reunion-Album ein gitarrenbestimmter Indie-Pop-Sound mit einer straight groovenden Struktur hervor, dieser so typischen Handschrift von Bassist Barlow und Drummer Davis. Von ihren jeweiligen Wohnorten in Massachusetts bzw. North Carolina arbeiten Barlow und Davis aus der Ferne zusammen und erinnern sich dabei nach eigenem Bekunden an ihre frühere Freundschaft als Brieffreunde. Jetzt schickt man sich Tapes zu und tauscht sich in inspirierenden Zoom-Stunden aus. Dabei lässt Davis sein Studium der persischen Musik einfließen und ergänzt die Sounds um traditionelle nahöstliche Instrumente wie Sitar, Oud, Saz und Tombak. Nach einer, wie sie selbst betonen, schweißtreibenden Bass- und Schlagzeugsession auf Barlows Dachboden begibt man sich ins Studio von Produzent Scott Solter (St. Vincent, Spoon, The Mountain Goats) zur finalen Aufnahme.
Gemeinsames Songwriting
Deutlich zu hören ist die jeweilige Autorenschaft der einzelnen Tracks, nicht nur aufgrund der hörbaren Unterschieden zwischen Barlows typisch sanfter Stimme und Davis’ eher eindringlichen Gesangparts, sondern auch aufgrund der thematischen Ausrichtung. Während sich Davis beispielsweise in „The Day You Died“ mit dem Tod seines Vater und der komplizierten Beziehung zu ihm auseinandersetzt, schreibt Barlow aus einer väterlichen Perspektive heraus wie auf „My Little Lamb“. Musikalisch beschwört man den Sound, zu dem man Anfang der 90er gefunden hatte – ergänzt um die erwähnten Instrumente aus dem Nahen Osten. So werden „Bobblehead doll” oder auch „My little lamb“ mit einer Tombak und einer persischen Trommel untermalt und erzeugen eine ganz eigene Stimmung. In „Right hand over the heart“ entsteht mit diesen Instrumenten eine charmante Atonalität. In „Water torture“ erzeugt die Saz eine verträumte, fremdartige Melodie. Ähnlich wie beim Titeltrack „Walk thru me“, der mit einem Riff startet, der sich gleich festsetzt. Davis wiederholt ihn immer wieder auf der Saz, dazu gesellt sich ein zartes Glockenspiel und groovendes Drumming. So sind die Instrumente aus dem Nahen Osten letztendlich prägend für die Stimmung dieses Albums. Auf dem Schlußtrack „Moonlit Kind“ erinnern sie dann noch einmal ganz deutlich an ihre Anfänge. Es ist ein Album, das liebevolll im Gestrigen schwelgt und dabei doch so unbeschreiblich zeitlos klingt.
Zum Schluß noch ein Kommentar von Barlow zur Entstehung dieses klangvollen Projekts: „Weil wir so weit voneinander entfernt sind, ist ein Teil dieses Albums mein verzweifelter Versuch, telepathisch mit John und Scott zu kommunizieren, die 700 Meilen von mir entfernt sind. Ein großer Teil dessen, was ich als Folk Implosion betrachte, ist es, disparate Dinge zu nehmen und sie in Pop zu verwandeln.“ Und in der Tat, das Album ist eine kleine Indie-Pop-Perle, die man immer wieder gerne hört.