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The Folk Implosion

Durch­schnitt­li­che Lese­dauer 3 Minu­ten

The Folk Implo­sion ist eine US-ame­ri­ka­ni­sche Indie-Rock- und Low-Fi-Band aus Mas­sa­chu­setts. Den Bas­sis­ten Lou Bar­low kennt man von sei­ner Zusam­men­ar­beit mit J Mascis bei der Band Dino­saur Jr.. Um seine eige­nen Song­ideen ver­wirk­li­chen zu kön­nen, grün­det Bar­low mit Drum­mer Eric Gaff­ney das Band­pro­jekt Seba­doh. Anfang der 90er Jahre gehört die Band zusam­men mit Pave­ment, Dino­saur Jr. und Sonic Youth zur Speer­spitze des Indie-Rock. Ähn­lich wie der Musi­ker Bar­low selbst sind auch Seba­doh nahezu ver­ges­sene Hel­den die­ser Ära – ebenso wie sein wei­te­res Pro­jekt: The Folk Implo­sion – in Anspie­lung auf The Jon Spen­cer Blues Explo­sion. Ent­stan­den ist The Folk Implo­sion 1993 als gemein­sa­mes Song­wri­ting- und DIY-Auf­nah­me­pro­jekt von Bar­low und John Davis. Nach einem Album und ein paar Sin­gles kommt 1995 ein uner­war­te­ter Erfolg. Für den US-ame­ri­ka­ni­schen Spiel­film „Kids“ (1995) des Kult­re­gis­seurs Larry Clark wer­den die bei­den mit dem Sound­track beauf­tragt. Der Film beschreibt die Jugend­kul­tur im New York der 1990er Jahre. Hip-Hop, Skate­board, Par­tys, Dro­gen und Sex, aber auch die AIDS-Pro­ble­ma­tik bestim­men die Hand­lung des Films. Der zen­trale Song „Natu­ral One“ wird zu einer ech­ten Hit-Sin­gle. Es fol­gen noch drei wei­tere Alben: „Dare to be Sur­pri­sed“ (1997) auf Com­mu­nion, „One Part Lul­laby“ (1999) auf dem Major-Label Inter­scope und 2002 das Album „The New Folk Implo­sion” auf Domino Records.

The Folk Implosion

Walk Thru Me

Ver­öf­fent­licht: 28. Juni 2024
Label: Joyful Noise

given an image of what what u want 
no time give me time to make it real 
too late, too slow, then we’re gone

Text­aus­schnitt aus „The Fable and the Fact“

Tot­ge­glaubte leben län­ger: Nach über 20 Jah­ren ver­öf­fent­licht The Folk Implo­sion über Joyful Noise ein neues Album: „Walk Thru Me“. Der Titel geht zurück auf ihre Debüt­kas­sette „Walk Through This World with the Folk Implo­sion“. Und wie damals schon sticht auch bei die­sem selbst­re­fe­ren­zi­el­lem Reunion-Album ein gitar­ren­be­stimm­ter Indie-Pop-Sound mit einer straight groo­ven­den Struk­tur her­vor, die­ser so typi­schen Hand­schrift von Bas­sist Bar­low und Drum­mer Davis. Von ihren jewei­li­gen Wohn­or­ten in Mas­sa­chu­setts bzw. North Caro­lina arbei­ten Bar­low und Davis aus der Ferne zusam­men und erin­nern sich dabei nach eige­nem Bekun­den an ihre frü­here Freund­schaft als Brief­freunde. Jetzt schickt man sich Tapes zu und tauscht sich in inspi­rie­ren­den Zoom-Stun­den aus. Dabei lässt Davis sein Stu­dium der per­si­schen Musik ein­flie­ßen und ergänzt die Sounds um tra­di­tio­nelle nah­öst­li­che Instru­mente wie Sitar, Oud, Saz und Tom­bak. Nach einer, wie sie selbst beto­nen, schweiß­trei­ben­den Bass- und Schlag­zeugses­sion auf Bar­lows Dach­bo­den begibt man sich ins Stu­dio von Pro­du­zent Scott Sol­ter (St. Vin­cent, Spoon, The Moun­tain Goats) zur fina­len Aufnahme.

Gemeinsames Songwriting

Deut­lich zu hören ist die jewei­lige Autoren­schaft der ein­zel­nen Tracks, nicht nur auf­grund der hör­ba­ren Unter­schie­den zwi­schen Bar­lows typisch sanf­ter Stimme und Davis’ eher ein­dring­li­chen Gesang­parts, son­dern auch auf­grund der the­ma­ti­schen Aus­rich­tung. Wäh­rend sich Davis bei­spiels­weise in „The Day You Died“ mit dem Tod sei­nes Vater und der kom­pli­zier­ten Bezie­hung zu ihm aus­ein­an­der­setzt, schreibt Bar­low aus einer väter­li­chen Per­spek­tive her­aus wie auf „My Little Lamb“. Musi­ka­lisch beschwört man den Sound, zu dem man Anfang der 90er gefun­den hatte – ergänzt um die erwähn­ten Instru­mente aus dem Nahen Osten. So wer­den „Bobb­le­head doll” oder auch „My little lamb“ mit einer Tom­bak und einer per­si­schen Trom­mel unter­malt und erzeu­gen eine ganz eigene Stim­mung. In „Right hand over the heart“ ent­steht mit die­sen Instru­men­ten eine char­mante Ato­na­li­tät. In „Water tor­ture“ erzeugt die Saz eine ver­träumte, fremd­ar­tige Melo­die. Ähn­lich wie beim Titel­track „Walk thru me“, der mit einem Riff star­tet, der sich gleich fest­setzt. Davis wie­der­holt ihn immer wie­der auf der Saz, dazu gesellt sich ein zar­tes Glo­cken­spiel und groo­ven­des Drum­ming. So sind die Instru­mente aus dem Nahen Osten letzt­end­lich prä­gend für die Stim­mung die­ses Albums. Auf dem Schluß­track „Moon­lit Kind“ erin­nern sie dann noch ein­mal ganz deut­lich an ihre Anfänge. Es ist ein Album, das lie­be­volll im Gest­ri­gen schwelgt und dabei doch so unbe­schreib­lich zeit­los klingt.

Zum Schluß noch ein Kom­men­tar von Bar­low zur Ent­ste­hung die­ses klang­vol­len Pro­jekts: „Weil wir so weit von­ein­an­der ent­fernt sind, ist ein Teil die­ses Albums mein ver­zwei­fel­ter Ver­such, tele­pa­thisch mit John und Scott zu kom­mu­ni­zie­ren, die 700 Mei­len von mir ent­fernt sind. Ein gro­ßer Teil des­sen, was ich als Folk Implo­sion betrachte, ist es, dis­pa­rate Dinge zu neh­men und sie in Pop zu ver­wan­deln.“ Und in der Tat, das Album ist eine kleine Indie-Pop-Perle, die man immer wie­der gerne hört.