Lionel und Marie Limiñana lernten sich bereits während der High School kennen, spielten in verschiedenen Bands, betrieben einen Plattenladen in Perpignan und organisierten Konzerte. 2009 gründeten sie dann die Neo-Psychedelic-Beat-Band The Limiñanas: Lionel an Bass und Orgel und Marie an den Drums. Für die Aufnahmen holt sich das Ehepaar immer wieder illustre Gäste wie Peter Hook, die Schauspielerin Emmanuelle Seigner, Jon Spencer von der Blues Explosion oder den französischen Chansonnier Bertrand Belin hinzu und schafft unverwechselbare Alben mit psychedelischen Klanglandschaften, die ihre französische Herkunft nicht leugnen. So lauert im Hintergrund ihres psychedelischen Garage-Rock stets eine Prise Chanson oder Ye-Ye-Rock. Das selbstbetitelte Debütalbum der Band erschien 2010 auf dem Label Trouble In Mind und legte den Grundstein zu einer ganzen Reihe weiterer Alben, die das Grundthema der Band variieren: gradlinig-motorischer Beat, verzerrte Orgeln und meist Sprechgesang auf Englisch oder Französisch.
Out in the streets, stray dogs are runnin’ free
Textausschnitt aus „Prisoner of Beauty“
Safe in the limo, you think “that used to be me”
“Skinny, underfed, no place to rest my head”
Now embalmed in a luxury morgue
Das französische Duo Lionel und Marie Limiñana beweist mit seinem neuen Album „Faded“ erneut, warum sie zu den außergewöhnlicheren Bands des Genres Psychedelic gehören. Gewohnt meisterhaft vermischen sie auf ihrem neuen Album hypnotische Grooves mit verspielten Melodien und wabernden Klangflächen. Dabei werden sie von einer Reihe hochkarätiger Gäste verstärkt: Primal Screams Bobby Gillespie ist dabei, der Franzose Bertrand Belin ebenso und auch der New Yorker Underground-Rocker Jon Spencer sowie viele andere. Sie alle versehen das Album mit ihrer eigenen Handschrift und sorgen für Überraschungen und Abwechslung, ohne dabei den unverwechselbaren Limiñanas-Sound zu verlassen. Orgelgetriebene Klangteppiche, fuzzige Gitarren und treibende Rhythmen – bereits der instrumentale Opener „Spirale“ zieht alle Register des Limiñanas-Kosmos und gibt die weitere Richtung vor. Unverkennbar die Vocals im folgenden „Prisoner of Beauty“: Mit laszivem Gesang sinniert Bobby Gillespie über Identität und Selbstachtung. „J’adore le monde”, mit der charismatischen Stimme des französischen Schauspielers und Musikers Bertrand Belin, vermischt souverän Chanson mit leichtem Psychedelic. „Shout“ mit dem französischen Musiker und Komponist Timothée Régnier, besser bekannt unter seinem Künstlernamen Rover, lässt sich als treibende Hommage an die 60s-Beat-Ära hören.
Eine musikalische Zeitreise
Das titelgebende „Faded“ mit Pennys engelsgleicher Stimme und rhythmischen Kastagnetten gerät dagegen ein wenig zu seicht und leicht, aber sobald Sängerin und Songwriterin Anna-Jean, die sich mit ihrer Band Juniore voll den Klangwelten der Sechziger verschrieben hat, in „Catherine“ in einem sphärisch-sinnlichen Chanson schmachtet, ist wieder alles in Ordnung, zumal das darauffolgende instrumentale „Dancer“ mit seinem luftig-leichten Psychedelic wieder tief in den typischen Limiñanas-Klangkosmos eintaucht. Während in diesem Track noch atmosphärische Dichte herrscht, verströmt „Space Baby” eine Prise New Yorker Underground-Atmosphäre – kein Wunder, hinter dem Mikro steht niemand geringeres als Jon Spencer, der auch seit Jahrzehnten mit seiner Blues Explosion und Pussy Galore dem Garage-Rock frönt. Bemerkenswert auch das über sechsminütige „Autour de chez moi”, in dem sich Lionel und Marie Limiñana ein sphärisches Duett geben, bevor das rauere, grungige „Degenerate Star“ mit Jon Spencer einen starken Kontrast setzt. Das Ende des Albums gehört mit „Où va la chance“ einer Coverversion eines Françoise-Hardy-Songs, die sanft und zerbrechlich eine großartige Reminiszenz an die Chanteusen vergangener Zeiten darstellt. Alles in allem ist das in ihrem Heimstudio in Cabestany erschaffene Album eine musikalische Zeitreise mit hypnotischen Rhythmen und feiner klanglicher Dramatik.