University

Durch­schnitt­li­che Lese­dauer 2 Minu­ten

Uni­ver­sity – der Name klingt nach Hör­saal und Mensa, aber die drei Jungs aus Crewe haben ihre eigene Uni gegrün­det: Ken­nen­ge­lernt haben sich Sän­ger und Gita­rist Zak Bow­ker, Bas­sist Ewan Bar­ton und Drum­mer Joel Smith am Musik­col­lege mit­ten in der Pan­de­mie – ohne Abschluss­feier, aber mit vie­len, krea­ti­ven Ideen und dem fes­ten Wil­len, den trost­lo­sen Ort Crewe auf der musi­ka­li­schen Land­karte zu mar­kie­ren. Also nutzte die Band jede freie Minute im Pro­be­raum, um ihren Sound zu schär­fen – ein Mix aus Math-Rock-Fein­hei­ten und Punk-Ener­gie, inspi­riert von Under­ground-Acts wie Hella oder Dilute. Im Novem­ber 2023 erschien ihre Debüt-EP Title Track“ (Trans­gres­sive). Die Sin­gle Egypt Tune“ ist ein fuz­zi­ges, ner­vös zucken­des Biest, das text­lich zwi­schen Stoner-Mys­tik und DIY-Wahn­sinn schwankt. Davor gab’s Can’t Brea­the“, eine rot­zige Punk-Gra­nate mit Pup-/Fu­gazi-Vibes. So hat sich Uni­ve­rity ohne lokale Szene als Kom­pass ihr eige­nes klei­nes Uni­ver­sum gebaut – roh, ver­spielt, kom­pro­miss­los. Eine Spiel­freude, die auch live bes­tens funk­tio­niert. Ich habe den Dreier/​Vierer im Okto­ber 2023 im Club Volta als Sup­port von The Mur­der Capi­tal bewun­dern dür­fen. Die ent­fes­selnde Roh­heit und Laut­stärke ließ mich sprich­wört­lich sprach­los zurück. Ganz groß!

University, McCartney, It’ll Be OK

University
McCartney, It’ll Be OK

Ver­öf­fent­licht: 20. Juli 2025
Label: Trans­gres­sive

I wonder if you’ve ever seen my yellow shirt so fresh and clean, the seven miles from my house, that’s when I knew you were the best.

Text­aus­schnitt aus History Of Iron Mai­den Pt. 1″

Das Debüt von Uni­ver­sity beginnt mit einem Anruf, einem unver­ständ­li­chen Anruf­be­ant­wor­ter-Frag­ment und einem abrup­ten Auf­le­gen – und schon ist klar: Hier läuft nichts nach Schema F. Das Trio aus Crewe – ok, mit Mas­kott­chen Eddie ein Quar­tett – pfei­fen auf Per­fek­tio­nis­mus, polie­ren nichts glatt und set­zen voll auf das, was viele Bands heute ver­lernt haben: unge­bremste Spielfreude.

Tattoos, Telefonate, Totalausfälle

Mas­sive Twenty One Pilots Tat­too“ – benannt nach der Ant­wort auf die Frage Was wäre das schlimmste Tat­too der Welt?“ – jagt nach dem Tele­fon-Intro in einen pun­ki­gen Wir­bel aus sägen­den Gitar­ren, wil­dem Drum­ming und Stop-and-Go-Pas­sa­gen, die so prä­zise wie albern sind. Cur­wen“ hält den Druck hoch, kippt zwi­schen­durch in eine ruhige, fast schmerz­volle Pas­sage, nur um am Ende wie­der völ­lig auszurasten.

Lärm mit Tiefgang

Mit Gorilla Panic“ und Dia­mond Song“ öff­net die Band den Lärm-Kos­mos für noi­sige, fast hyp­no­ti­sche Gitar­ren, wäh­rend GTA Online“ erstaun­lich zart anrollt, bevor die innere Unruhe doch wie­der gewinnt. Hustler’s Meta­mor­pho­sis“ rei­tet ein proggy Funk­riff in doo­mige Abgründe. Mit 10 Minu­ten Länge ist History Of Iron Mai­den Pt. 1“ ein wahr­lich epi­scher Track, der mit ver­zerr­ten Vocals und ner­vö­sen Drums angst­voll und schlep­pend star­tet aber zuneh­mend an Fahrt auf­nimmt, um im klas­si­schen Math-Rockn zu enden. Man darf getrost davon aus­ge­hen, dass der fol­gende Track History Of Iron Mai­den Pt. 5″ trotz sei­nes Titels nichts mit dem Vor­gän­ger zu tun hat. Er been­det als krat­zi­ges, elek­tro­ni­sches Instru­men­tal die­ses unge­wöhn­li­che Debüt.

Live, roh, kompromisslos

Pro­du­ziert wurde das Ganze live im Lon­do­ner Stu­dio 13 von Kwes Darko (Sampa The Great, Den­zel Curry), was den rohen, unge­zähm­ten Sound per­fekt kon­ser­viert. Kri­ti­ker fei­ern das Album als chao­tisch, her­aus­for­dernd und voll Herz“ (DIY) oder als Punk, der Gren­zen sprengt“ (Dork). Punk, Noise, Math-Rock und jede Menge Chaos – Uni­ver­sity aus Crewe lie­fern mit McCart­ney, It’ll Be OK“ ein Debüt, das keine Regeln kennt. Roh, wit­zig, unvor­her­seh­bar und immer mit Voll­gas ins Unbe­kannte –so klingt es, wenn vier Freunde den Lärm zu ihrer Lieb­lings­spra­che machen.