Three Bells
Der US-amerikanische Multiinstrumentalist, Singer-Songwriter und Musikproduzent Ty Segall, geboren 1987 in Laguna Beach/Kalifornien, ist ein musikalischer Workaholic: Die Diskografie seit seinem selbstbetitelten Debüt im Jahr 2008 ist überwältigend. Ob als Solo-Künstler oder in Begleitung einer seiner zahlreichen Bands — pro Jahr gibt es mindestens ein gefeiertes Album. Dazu gesellen sich Liveplatten, Limited Editions, Kassetten, EPs und unzählige Kollaborationen mit Bands wie Mikal Cronin oder White Fence. Die Bands, in denen er mitwirkt(e) sind nahezu unüberschaubar. Ein paar Namen gefällig? Broken Bat, CIA, GØGGS und Wasted Shirt, Traditional Fools, Epsilons, Party Fowl, Sic Alps und Perverts. Wer sich die Namen auf der Zunge zergehen läßt, erahnt, welche Art von Musik dahintersteckt: LoFi-Garage-Rock mit jeder Menge Fuzzgitarren. Zumeist erscheinen die Alben von Ty Segall beim Indie-Label Drag City.
Natürlich ist die Handschrift von Ty Segall auf seinen Alben immer klar zu erkennen. Der Mix aus schrägen, rumpelnden Drum-Rhythmen mit oft übersteuerten Fuzz-Gitarren und Segalls Falsett, gebettet in einen schrammeligen LoFi-Sound, ist einfach einzigartig. Und doch ist auf dem fünfzehnten von Segall und Cooper Crain produzierten Studioalbum Three Bell so einiges anders. Jeder Song ist eine Reise ins Ungewisse: Ständige Rhythmus- und Harmoniewechsel, unerwartete Breaks, dann wieder Segall-typische psychedelische Gitarren-Soli und immer unerwartete komplexe, rhythmische Art- und Prog-Strukturen zeichnen diese 15 Psych-Rock- und Weird-Folk-Perlen aus. Gleich der Opener „The Bell“ und das darauffolgende „Void“ lassen erahnen, auf welche musikalische Achterbahn man sich hier einläßt.
Ein Album mit vielen Highlights
Wenn man einige Tracks herausheben möchte, dann sicher „My Room“, der mit seinen klaren Rock-Riffs und eingängigen Melodien zu einem seiner besten und zugänglichsten Song gehört. Oder das dreiminütige „My Best Friend“ mit seinem eingängigen Garagen-Rock, der so ganz nach Ty Segall klingt. Großartig auch der Glam-Groover „Hi Dee Dee“ sowie „Denée“ mit seinem herrlich freakigen Schlagzeug – ein Track, der übrigens seiner Ehefrau und Kollaborateurin Denée gewidmet ist, die bei einem Drittel des Album-Materials mitgewirkt hat. Die Magie, die Ty Segall auf seinem neuen 66minütigen Doppel-Album mit Gitarre und Stimme erschafft, ist hypnotisierend und berauschend. Wer kann schon von sich behaupten, unverhohlene John-Lennon-Anleihen frisch und mitreißend klingen zu lassen?