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The New Eves

Durch­schnitt­li­che Lese­dauer 2 Minu­ten

The New Eves sind ein Quar­tett aus Brigh­ton, das seit 2021 mit eigen­wil­li­gen Kon­zer­ten und einem wil­den Mix aus Folk, Punk und Per­for­mance-Kunst für Auf­se­hen sorgt. Es ent­stehe eine unver­wech­sel­bare Alche­mie, wenn Vio­let Far­rer (Gitarre, Geige, Gesang), Nina Winder-Lind (Cello, Gitarre, Gesang), Kate Mater (Bass, Gesang) und Ella Oona Rus­sell (Schlag­zeug, Flöte, Gesang) gemein­sam eine Bühne betre­ten. Zumeist erschei­nen sie wie Figu­ren aus einem heid­ni­schen Mär­chen – in wei­ßen Kos­tü­men, mit impro­vi­sier­ten Tän­zen, Fake-Blut und viel thea­tra­li­scher Ener­gie. Musi­ka­lisch bewegt sich das Quar­tett irgendwo zwi­schen Patti Smith, The Rain­coats, Marc Bolan, The Ex und The Vel­vet Under­ground, wobei sie Folk-Tra­di­tion und Punk-Spi­rit wild ver­mi­schen. Die Band selbst beschrei­ben ihre Musik Sound Hags­tone-Rock. Ein Hags­tone (Hexen­stein) ist ein Stein mit einem natür­li­chen Loch, der in der Folk­lore als Schutz vor Hexen gilt. Ent­spre­chend grei­fen sie text­lich Mythen, Mär­chen und femi­nis­ti­sche Nar­ra­tive auf und ver­wan­deln sie in kämp­fe­ri­sche Hym­nen über Selbst­er­mäch­ti­gung, Natur und Spi­ri­tua­li­tät. 2023 ver­öf­fent­lich­ten The New Eves ihre erste Sin­gle Mother/​Original Sin“, 2024 folgte das Debüt­al­bum The New Eve Is Rising“, das die Band end­gül­tig als eine der span­nends­ten neuen Stim­men im Grenz­be­reich zwi­schen Folk, Punk und Avant­garde positionierte.

The New Eves, –The New Eve Is Rising

The New Eves
The New Eve Is Rising

Ver­öf­fent­licht: 1. August 2025
Label: Trans­gres­sive Records

They try to kill her, she pulls the triggerShoots them down one by one!

Text­aus­schnitt aus High­way Man”

Das außer­ge­wöhn­li­ches Debüt­al­bum The New Eve Is Rising“ von The New Eves wurde von Jack Osbourne kopro­du­ziert und in den Rock­field Stu­dios und der Cot­ham Parish Church in Bris­tol auf­ge­nom­men. Schon der Ope­ner The New Eve“ macht klar: Hier geht’s nicht um den nächs­ten Indie-Hype, son­dern um ein Mani­fest. Zwi­schen Pre­digt, femi­nis­ti­scher Kampf­an­sage und schrä­gem Ritual wird die Neue Eva“ beschwo­ren – eine matri­ar­chale Figur, die sowohl Boh­nen aus der Dose isst als auch das Patri­ar­chat anzün­det. Klingt irgend­wie nach exal­tier­tem Drama, ist aber vor allem ziem­lich mitreißend.

Folk, Punk und Kuhgesang

Musi­ka­lisch tau­meln die Stü­cke bewusst am Rand des Chaos. High­way Man“ ver­wan­delt eine alte Räu­ber­bal­lade in eine Abrech­nung aus weib­li­cher Per­spek­tive, inklu­sive sägen­der Gei­gen und rum­peln­dem Beat. Statt einer tra­gi­schen Frau, die sich für den Räu­ber opfert, steht nun eine weib­li­che Figur im Zen­trum, die das Heft selbst in die Hand nimmt. Aus pas­si­ver Opfer­rolle wird aktive Selbst­ver­tei­di­gung – ein femi­nis­ti­sches Rewri­ting, das Wut, Stärke und Selbst­er­mäch­ti­gung bün­delt. In Cow Song“ ver­bin­den The New Eves archai­sche Gesangs­tech­ni­ken mit repe­ti­ti­ven Rhyth­men zu einer Art ritu­el­lem Chor. Zwi­schen länd­li­cher Tra­di­tion und femi­nis­ti­scher Beschwö­rung ver­wan­delt sich das Stück in ein hyp­no­ti­sches Mani­fest der Stärke. Der Song stampft los wie ein Glam­rock-Ritual, schwillt zu einem hyp­no­ti­schen Chor­ge­sang an und scheut auch vor nor­di­schem Kuh­lo­cken nicht zurück. Und spä­tes­tens wenn bei Vol­cano“ die Flöte durch die Klang­schich­ten säu­selt, bevor alles in einem Aus­bruch explo­diert, weiß man: Diese Band hat keine Angst vor dem gro­ßen Gestus.

Schöne Schieflage

Was The New Eves dabei so auf­re­gend macht: Sie sind gleich­zei­tig über­am­bi­tio­niert und den­noch herr­lich unge­schlif­fen. Man hört, dass man­ches live wahr­schein­lich noch wil­der wirkt als auf Platte, aber gerade diese wilde Inten­si­tät hält einen bei der Stange. Sie klin­gen wie eine Band, die gerade erst ihre Spra­che erfin­det – und dabei per­ma­nent Fun­ken schlägt.