Die Soul-Punk-Band Algiers wurde von Sänger und Gitarrist Franklin James Fisher, Bassist Ryan Mahan und Gitarrist Lee Tesche 2007 in Atlanta, Georgia gegründet. Bereits in frühen Kinderjahren machten die drei gemeinsam Musik. Insofern hatten sie schon immer eine gute gemeinsame musikalische Basis. Ihr Bandname Algiers ist von einem Ort abgeleitet, der einst im Zentrum des antikolonialen Kampfes stand. Ihr politisches Bewußtsein ist auch in ihren Texten deutlich erkennbar – immer entschieden antikapitalistisch und antirassistisch. Franklin James Fisher ist sich seiner Position als schwarzer Frontmann in einer weißen Branche sehr bewusst — und positioniert sich entsprechend sehr deutlich. Algiers erschaffen ein chaotisches Patchwork aus den unterschiedlichsten Genres. Hier clashen Gospel, Blues, Rap, Jazz, R&B, Metal und Spoken Word aufeinander, untermauert von Industrial-Drums und Synthesizern – und über all dem schweben Fishers kräftige, soulige Vocals. Ich habe sie einmal im ZAKK live gesehen und muss sagen, auch auf der Bühne ist diese Band ein echter Genuss.
Algiers
Shook
Veröffentlicht: 27. Februar 2023
Label: Matador
It’s too late to change the time now
Textausschnitt aus „Irreversible Damage”
Too late to keep the past from coming
Auf ihrem vierten Album versammelt Algiers eine ganze Schar gleichgesinnter, aufregender Künstler*innen. Die Liner Notes von Shook lesen sich wie ein Who’s Who der bahnbrechenden und zeitgenössischen Underground-Musik, mit Zack de la Rocha (Rage Against The Machine), Big Rube (The Dungeon Family), Billy Woods, Samuel T Herring (Future Islands), Jae Matthews (Boy Harsher), LaToya Kent (Mourning [A] BLKstar), Backxwash, Nadah El Shazly, Deforrest Brown Jr (Speaker Music), Patrick Shiroishi, Lee Bains III und Mark Cisneros (The Make-Up, Kid Congo Powers). Über diese Vielzahl der Stimmen, der verschiedenen, individuellen Perspektiven und Erfahrungen ensteht eine schwer fassbare, aber universelle Energie. Wenn beispielsweise Backxwash, die sambisch-kanadische Rapperin und Produzentin aus Montreal, in „Bite Back“ rappt: „The news said I was looney/Till poof, happens to you” (In den Nachrichten hieß es, ich sei verrückt, bis puff, es dir passiert), dann tut sie das in einer Welt, die versucht, ihre Existenz zu kriminalisieren. Alles auf diesem Album ist auf die beste Art und Weise beunruhigend, und doch will es bei aller Verzweiflung Hoffnung machen unter all den wütenden Drums, kreischenden Gitarrenlinien, dröhnenden Riffs und der herausragenden Stimme von Fisher und den zahlreichen Samples. Diese dunklen Sounds haben eine Stimmung, die man selten findet. Es ist ein Album voller erhellender, frischer und aufregender Musik, das wir wahrscheinlich in nächster Zeit nicht so schnell wieder hören werden.