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Modern Nature

Durch­schnitt­li­che Lese­dauer 2 Minu­ten

Modern Nature ist ein Pro­jekt des bri­ti­schen Musi­kers Jack Coo­per. Man kennt ihn von Bands wie Ulti­mate Pain­ting und Mazes. Modern Nature wird im Februar 2019 in Man­ches­ter mit dem Ziel gegrün­det, die Gren­zen zwi­schen Folk, Expe­ri­men­tal, Jazz und Psy­che­de­lia zu erfor­schen. Die fle­xi­ble Beset­zung der Band ver­än­dert sich je nach Album und Kon­zept. Waren die ers­ten Ver­öf­fent­li­chun­gen stark von freier Impro­vi­sa­tion und expe­ri­men­tel­len Arran­ge­ments geprägt, will man sich laut Coo­per nun mehr zu kla­re­ren Song­struk­tu­ren und direk­ter Anspra­che bekennen.

Modern Nature, The Heat Warps

Modern Nature
The Heat Warps

Ver­öf­fent­licht: 29. August 2025
Label: Bella Union

There’s me standing in the riot
We′re singing in the lanes, we’re overtired
It feels new to me, it’s all history

Text­aus­schnitt aus Pha­raoh”

Auf der Tour 2023 zum Album No Fixed Point In Space“ wurde Jack Coo­per klar, dass Modern Nature sich neu erfin­den musste. Das Kern­trio aus ihm, Schlag­zeu­ger Jim Wal­lis und Bas­sist Jeff Tobias erhielt mit Gitar­ris­tin Tara Cun­ning­ham eine ent­schei­dende Erwei­te­rung. The Heat Warps“ stellt nun die Suche nach Balance ins Zen­trum – zwi­schen Impro­vi­sa­tion und Struk­tur, Intro­spek­tion und poli­ti­scher Anspra­che, Schön­heit und Schwere. Das Album klingt offe­ner und kla­rer, aber nie banal.

Ein Auftakt mit Haltung

Der Moto­rik-Puls von Bass und Schlag­zeug stößt vor­wärts, wäh­rend sich die bei­den Gitar­ren umein­an­der win­den. Der Ope­ner Pha­raoh“ ist unge­mein cat­chy, fräst sich gleich mit sei­ner tol­len Melo­die ins musi­ka­li­sche Gedächt­nis. Dazu reflek­tiert Coo­per über Auto­ri­tät, Inspi­ra­tion und Füh­rung – zugleich poli­ti­scher Kom­men­tar und Hom­mage an Jazz-Gigant Pha­raoh San­ders. Gleich zu Beginn also die klare Ansage: Die­ses Album will Hal­tung zeigen.

Feuer von allen Seiten

There’s a fire all around“ singt Coo­per beschwö­rend in Radio“. Ein ruhi­ger, getra­ge­ner Track, durch­zo­gen von unter­schwel­li­ger Dring­lich­keit. Es geht um Medien, ihre Rolle bei der Dar­stel­lung von Wirk­lich­keit und die Gleich­gül­tig­keit gegen­über Umwelt­ka­ta­stro­phen. Ein stil­ler, inten­si­ver Kon­trast zum Ope­ner. Leicht­fü­ßi­ger und luf­ti­ger wirkt Glance“: weni­ger drän­gend, poe­ti­scher – nicht so zwin­gend wie der erste Song, aber stim­mig in der Albumdramaturgie.

Herzstück und Bekenntnis

Einer der zen­tra­len Momente ist Source“. Inspi­riert von den Unru­hen 2024 in Groß­bri­tan­nien, als Asyl­su­chende Ziel von Gewalt wur­den, the­ma­ti­siert der Song Des­in­for­ma­tion, Angst und den Wunsch nach Gemein­schaft. Musi­ka­lisch klar struk­tu­riert, aber in tie­fer Ruhe getra­gen. Das fol­gende Jetty“ dage­gen wirkt fast skiz­zen­haft – weni­ger Song als atmo­sphä­ri­sches Bild.

Flammendes Licht

Alpen­glow“ mar­kiert ein High­light. Ent­stan­den wäh­rend einer Reise durch New Mexico, fängt der Track Natur­phä­no­mene wie kleine Tor­na­dos, Legen­den und flam­mende Far­ben ein. Musi­ka­lisch brei­tet sich der Song lang­sam aus, bis er in einer leuch­ten­den Flä­che auf­geht – Stau­nen über die Magie der Natur wird hier hör­bar. Zoo­logy“ knüpft als fra­gi­ler Kon­tra­punkt an: ein schwe­ben­der, zar­ter Track über Tiere, Natur und unser Ver­hält­nis zu ihnen.

Dringlichkeit und Bewegung

Gegen Ende zieht die Dyna­mik wie­der an. Take­over“ bringt neue Ener­gie, spielt mit Moti­ven von Macht, Kon­trolle und inne­ren Kämp­fen. Kein klas­si­scher Pro­test­song, eher ein vibrie­ren­der Appell: Nach­den­ken und Han­deln, nicht nur Beob­ach­ten. Das Finale setzt Tota­lity“ – inspi­riert von der Son­nen­fins­ter­nis 2024. Lang­sam ent­fal­ten sich Gitar­ren­flä­chen, bis eine fast sakrale Stim­mung ent­steht. Ein Lied über Inne­hal­ten, gemein­sa­mes Stau­nen, den kur­zen Aus­stieg aus der Nor­ma­li­tät. Ein wür­di­ger Abschluss, der das Album ins Kos­mi­sche hebt.

Wärme, Tiefe, Nachhall

The Heat Warps ist kein lau­tes Album. Es arbei­tet sub­til, tas­tend, suchend – und genau darin liegt seine Kraft. Zwi­schen Höhe­punk­ten und stil­le­ren Zwi­schen­tö­nen ent­steht ein Werk, das poli­tisch wie poe­tisch ist. Ein Album für auf­merk­sa­mes Hören, für Nächte, in denen die Welt zu dun­kel scheint – und man den Trost sucht, den nur Musik geben kann.