,

ZweiLaster

Durch­schnitt­li­che Lese­dauer 2 Minu­ten

Das Stutt­gar­ter Duo Zwei­las­ter haben eine ganz eigene Vor­stel­lung von Musik. Sie bewe­gen sich in einer Nische, die wohl so man­chen rat­los zurück­läßt. Der wun­der­bar schräge, dilet­tan­ti­sche Sound von Marie alias Olle­nixxe (Gesang, Schlag­zeug) und Arno alias AK99 (Gesang, Gitarre) wird zwar medial unter Post-Punk-Song gelis­tet, aber es ist wohl eher die scheiss­egal DIY-Hal­tung, die man dem Punk zuord­nen könnte. Auch text­lich bewe­gen sich die sym­pa­thi­schen Weir­dos auf schrä­gen, dada­is­ti­schen Pfaden.

Zweilaster, Wieherd

ZweiLaster

Wieherd

Ver­öf­fent­licht: 13. Sep­tem­ber 2024
Label: Toma­ten­plat­ten

Ich will nicht mehr alleine tanzen gehen
ich will nicht mehr allein spazieren gehen,
jede Zelle meines Körpers ist unglücklich
jede Zelle fühlt sich so unwohl 

Text­aus­schnitt aus „Allein“

„Wie­herd“ erscheint im Dezem­ber 2024 beim für absei­tige Musik bekann­ten Label Toma­ten­plat­ten, das von Tho­mas Götz, Schlag­zeu­ger der Ber­li­ner Band Beat­steaks, betrie­ben wird. Es ist das dritte Album der Zwei­Las­ter. Pro­du­ziert wurde es von Tau­send­sassa Julian Knoth (Die Ner­ven, Yum Yum Club, Peter Mud­din Trio), der ohne­hin für seine Vor­liebe für pro­vo­kant-ato­nale Melo­dien bekannt ist. Doch was bedeu­tet eigent­lich „Wie­herd“? Natür­lich denkt man zunächst an das Wie­hern eines Pfer­des, doch wahr­schein­li­cher ist, dass der Titel eine Anspie­lung auf das eng­li­sche Wort „weird“ ist – und damit die beste Beschrei­bung für das Album lie­fert: selt­sam, eigen­ar­tig, merk­wür­dig, aber mit einem Hauch von Aner­ken­nung. Die drei­zehn Tracks des Albums prä­sen­tie­ren sich als mini­ma­lis­ti­sche Pop­songs, die bewusst auf üppige Instru­men­tie­rung ver­zich­ten und einen schrä­gen, eigen­wil­li­gen Blick auf die Welt werfen.


Von Tauben, Fröschen und Graureihern

Die Songs rum­peln und groo­ven schep­pernd dahin und stel­len auch text­lich eine echte Her­aus­for­de­rung dar. Doch irgendwo und irgend­wie packt einen die­ser sper­rige Sound dann doch am Schla­witt­chen, reißt einen mit und lässt einen nicht mehr los. So heißt es etwa im schram­me­li­gen Pop­song „Wir fah­ren auf in die Berge“: „Froh zu sein, bedarf es wenig, und wer froh ist, ist ein König.“ Und ehe man sich ver­sieht, ergibt man sich freu­dig die­sem dis­so­nan­ten, aber char­man­ten Chaos. Marie und Arno sin­gen, krei­schen und kra­kee­len, sie bekla­gen ihr Allein­sein, beob­ach­ten Frö­sche am Pool, phi­lo­so­phie­ren dar­über, dass Tau­ben die ein­zig wah­ren Pun­ker sind, flie­gen mit einem Grau­rei­her über die Stadt – und ganz neben­bei betrei­ben sie ein wenig Pseudo-Psy­cho­ana­lyse. Ent­spre­chend ver­schro­ben und eigen­ar­tig sind die Lyrics. Ein „Song“ wirkt wie der Mit­schnitt eines Tele­fon­an­rufs, wobei man den Text der Gegen­seite erst einige Tracks spä­ter zu hören bekommt. Die­ses char­mante Album will also durch­lau­fend am Stück gehört wer­den – und bei einer Gesamt­lauf­zeit von nur 23 Minu­ten ist das ja wohl auch nicht zu viel ver­langt. Wer bei all dem nun Fun­punk à la Abstür­zende Brief­tau­ben oder frühe Ärzte erwar­tet, kann beru­higt sein: Diese Musik stammt von einem ganz ande­ren Stern, genauer gesagt vom hell­leuch­ten­den „Weirdo“, irgendwo in der fer­nen Gala­xie Subversiva.